Ammerländer Schiedsrichter Arndt Thielen hat einiges zu erzählen

So einiges erlebt in seiner bisherigen Schiedsrichterlaufbahn hat der Westersteder Unparteiische Arndt Thielen. Begonnen mit dem Fußballspielen hatte der 56-jährige beim TuS Ocholt und durchlief dort den kompletten Jugendbereich. Als Herrenspieler war er für den FSV Westerstede im Einsatz.

Spieler und Schiedsrichter im Siegerland

Mit 35 Jahren wurde Thielen 2004 berufsbedingt nach Nordrhein-Westfalen (NRW) in die Nähe der Stadt Siegen versetzt und kehrte erst 2024 zurück ins Ammerland. Um in NRW schnell Anschluss zu finden, schloss er sich beim hiesigen Fußballverein SV Germania Salchendorf der Ü40-Mannschaft an. Tätigkeiten als Torwarttrainer der 1. Herrenmannschaft, die in der Bezirksliga spielte und ein Posten als Beisitzer im Vorstand des Vereins folgten.

Im Jahr 2007 legte Thielen die Schiedsrichter-Anwärterprüfung erfolgreich ab und pfiff fortan im Fußballkreis Siegen/Wittgenstein. Schnell stellte er dort fest, dass Fußball in der Region sehr wichtig war und wesentlich ernster als zum Beispiel im Ammerland, sprich Norddeutschland, genommen wurde.

Ablösesummen und Punktprämien

In den oberen Kreisklassen floss schon damals Geld, seien es Punktprämien, die gleich nach dem Spiel in Umschlägen ausgegeben wurden oder sogenannte Fördergelder (Ablösesummen), wenn ein Spieler von einem zum anderen Dorf wechselte. Bei etwas größeren Vereinen wurden über Sponsoren oder ortsansässigen Firmen sogar Arbeitsplätze vermittelt.

So etwas gab es auch im Schiedsrichterbereich. Es war üblich, einem Schiedsrichter ein sogenanntes Jahresgehalt zu zahlen, wenn er für den betreffenden Verein pfeifen würde. Oft wurden Schiedsrichter auch mit mehr Geld und zusätzlicher Ausrüstung zu einem anderen Verein gelockt.

Anspannungen, Spielabbrüche und Ausschreitungen

Das alles schlug sich dann Woche für Woche auch auf den Fußballplätzen nieder. So bemerkte man bei den Spielern mehr Anspannungen, das 'Spiele gewinnen müssen' und erfolgreich zu sein stand im Vordergrund. Ab der 2. Kreisklasse ging es wesentlich ernster auf den Plätzen zu. Meistens gab es diesen Zusammenhalt wie in unserem Bereich nicht, da die ersten Mannschaften häufig mit „Legionären“ bestückt waren.

„Nachdem ich 17 Jahre im Fußballkreis Siegen/Wittgenstein gepfiffen hatte, waren Dinge wie Tätlichkeiten, Spielabbrüche bis zu Ausschreitungen, Ultras und Bengalos nichts Außergewöhnliches für mich als Schiedsrichter“, berichte Arndt Thielen. „Die Menschen in Siegen/Westfalen sind von der Mentalität her anders als hier im Norden. Sie sind zurückhaltender, nicht so zugänglich oder umgänglich. Diese Art spiegelte auch den Umgang der Spieler untereinander auf den Plätzen wieder. Manchmal war es sehr schwer, ein Spiel zu leiten“, ergänzte Thielen.

Resümee

„Mein Resümee nach circa einem Jahr und 50 Spiele später hier in unserem Fußballkreis Jade-Weser-Hunte ist, dass Spiele bei uns wesentlich entspannter und einfacher zu leiten sind. Am Anfang hatte ich teilweise den Drang die Spieler zu bitten, mich doch mal anzumeckern (lacht). Auf jeden Fall scheint etwas dran zu sein, wenn man sagt, Norddeutsche sind entspannter“, erklärte der erfahrene Westersteder. „Hier wird der Fußball noch genommen als das was er ist, nämlich eine Freizeitaktivität. Ein Zusammentreffen von Leuten mit gleichen Interessen, Spaß und trotzdem auch Ehrgeiz und den Drang zu gewinnen und weiter zu kommen, nur eben nicht ganz so ernst“, schloss der weiterhin begeisterte Schiedsrichter seine Ausführungen.

Hat an der Pfeife viel erlebt: Arndt Thielen (FSV Westerstede)

Autor: Text: Heino Schmidt Foto: Privat